Am 7. Februar fand nach zweijähriger Pandemie-Pause der Communication Summit wieder statt. Rund 150 Gäste besuchten den Anlass der Zürcher PR Gesellschaft und des Zürcher Pressevereins zum Thema «Kommunikation & Vertrauen – wem können wir noch glauben?». Unter der Moderation von Reto Lipp diskutierten Monika Bütler, Gerd Scheller, Christian Dorer und Michael Herrmann.
Der Communication Summit feierte ein erfolgreiches und gut besuchtes Comeback. An der ETH Zürich diskutierte das Podium unter der Leitung von SRF-Moderator Reto Lipp die Vertrauensfrage. Wie packen Medien, Politik und Wirtschaft die sogenannte «Vertrauensmangellage» an?
Zu Beginn stand insbesondere die Coronapandemie und ihre Auswirkungen auf das Vertrauen in die Institutionen im Zentrum. Politologe Michael Hermann relativierte aber die herbeibeschworene Spaltung der Gesellschaft: «Die Abstimmung im November 2021 hat gezeigt, dass die direkte Demokratie wie eine Gruppentherapie wirkt.» Auch Ökonomin und ehemalige Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce bestätigt dies: «Ich spüre ein gestärktes Vertrauen in die Wissenschaft, auch wenn sich gleichzeitig die Ablehnung akzentuiert hat.»
Für Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, habe die Pandemie vor allem eins gezeigt: «Wenn ein aussergewöhnliches Newsbedürfnis da ist, greift die Mehrheit auf die klassischen Medien zurück.» Und Gerd Scheller, CEO von Siemens Schweiz, merkte an, dass die Pandemie sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft wertvolle Lektionen zur Krisenbewältigung mit sich gebracht hat.
«Corona-Leaks» im Fokus
Im Fokus der Podiumsdiskussion standen natürlich die sogenannten «Corona-Leaks», die einen regen Mailverkehr zwischen Ringier-CEO Marc Walder und Alain Bersets Kommunikationschef Peter Lauener belegten. Moderator Reto Lipp sorgte hier mit seinen spitzen Bemerkungen und Nachfragen auch regelmässig für Heiterheit.
So musste insbesondere Dorer, der mit der Blick-Gruppe dem Ringier-Konzern angehört, Stellung beziehen. Er stellte klar, dass die Informationen nicht aus der eigenen Teppichetage kamen, sondern von selbst recherchiert wurden. Dorer verteidigte auch den generellen Kurs der Corona-Berichterstattung: «Der Blick hat die Tendenz zu übertreiben. Aber wenn die Realität schon so verrückt ist, dürfen wir nicht noch einen drauf setzen. Wir haben uns deshalb für einen verantwortlngsvollen Kurs eingesetzt.» Aber er gab auch zu: «Natürlich haben wir in den letzten drei Jahren auch Fehler gemacht. Aber nicht jene, die uns jetzt vorgeworfen werden.»
Auf die Frage, ob denn ein Chef nicht wissen könne, was sein Kommunikationsverantwortliche so treibe, hatte Gerd Scheller eine klare Antwort: «Ich glaube es kann schon sein, dass Alain Berset nicht alles wusste. Bei der Siemens versuchen wir eine Vertrauenskultur zu pflegen und nichts alles wird abgesegnet.»
Vertrauen braucht Dialog
Scheller betonte, dass der Dialog wichtig sei um überhaupt ein Vertrauen aufbauen zu können. Monika Bütler pflichtete bei: «Man muss den semi-institutionalisierten Austausch zwischen Wissenschaft und Politik pflegen, um Krisen besser bewältigen zu können.» Dies habe gerade Corona eindrücklich gezeigt. Und Michael Hermann unterstrich noch einmal die Stärke der direkten Demokratie für den Dialog: «Impfgegner hatten die Möglichkeit, ihrer Meinung Gehör zu verschaffen. Sie haben innert kürzester Zeit Referenden ergriffen, aber sind dann gescheitert. Wir wischen in der Schweiz verschiedene Meinungen nicht einfach weg wie in anderen Ländern.»