So war der 21. Communication Summit

Wie kann Qualität, Ausgewogenheit, Fairness und Chancengleichheit in Zeiten der KI gewährleistet werden? Darüber diskutierte SRF-Journalist Reto Lipp anlässlich des 21. Communication Summit mit namhaften Persönlichkeiten aus Kommunikation und Politik.

Text: Fabienne Sennhauser, Präsidentin ZPV | Fotos: Stefan Weiss · partners in gmbh

Am 25. Februar fand bereits der 21. Communication Summit im Audimax der ETH Zürich statt. Organisiert wurde das Event wie gewohnt von der PR-Gesellschaft und dem Zürcher Presseverein. Rund 170 Fachleute aus der Medien- und PR-Branche kamen zusammen, um darüber zu diskutieren, mit welchen Herausforderungen Unternehmen und Medienhäuser sich durch den aktuellen Technologiewandel konfrontiert sehen. 

Dabei war vor allem der erste grosse öffentliche Auftritt der neuen SRG-Generaldirektorin, Susanne Wille, nach 100 Tagen im Amt  mit grosser Spannung erwartet worden. Im Gespräch mit SRF-Journalist Reto Lipp nahm Wille zur aktuellen Sparpolitik der SRG Stellung. Die Generaldirektorin betonte, dass es sich nicht um ein reines Sparprogramm, sondern eine strategische Transformation handle. Inhalte müssten verstärkt auf digitale Kanäle verlagert werden, um die Zuschauerinnen und Zuschauer auch in Zukunft zu erreichen. Dabei gehe es längst nicht nur darum, die nachrückende Generation zu gewinnen.

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«Fast die Hälfte unseres Publikums konsumiert die SRG-Inhalte bereits heute digital», machte Susanne Wille klar. Wobei sich der Anteil jener Nutzerinnen und Nutzer, die die SRG ausschliesslich online konsumieren, innerhalb eines Jahres fast verdoppelt habe. Die SRG werde darum künftig vor allem auch in die Streamingplattformen investieren. Wille hielt auch fest: Dass einzelne Sendungen aus dem linearen Programm verschwinden, sei nicht gleichbedeutend damit, dass deren Inhalte aus dem Angebot der SRG verschwinde. Überdies zeigte sich Wille überzeugt, dass die Medienhäuser hierzulande angesichts der Konkurrenz durch globale Plattformen wie Google oder Facebook künftig auch enger zusammenarbeiten müssen. «Und wir müssen alle zusammen das Vertrauen der Bevölkerung in die Qualitätsmedien stärken.» Aber nicht nur das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten sondern auch jenes der Politik in die Medien müsse auch zwingend wieder gestärkt werden, sagte Wille. Dafür brauche es gute Kommunikation.

Aber was heisst gute Kommunikation im Zeitalter digitaler Transformation, wer macht sie und auf welchen Kanälen findet sie statt? Das diskutierte Reto Lipp im zweiten Teil des Abends mit Mitte-Nationalrat Martin Candinas, Nicole Burth (Leiterin Kommunikationsservices, Schweizerische Post), Marc Holitscher (National Technology Officer, Microsoft Schweiz), Hans-Peter Nehmer (Chief Communications Officer, Allianz Suisse), Cedric Schlosser (CEO und Co-Gründer MYI-Entertainment) und Susanne Wille.

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Marc Holitscher hob hervor, dass digitale Technologien inzwischen zugänglicher seien als je zuvor – und zwar nicht nur für grosse Unternehmen, sondern für Jedermann und -frau. «Barrieren zu den Maschinen gibt es heute nicht mehr.» Wir seien darum an einem spannenden Punkt angekommen. Am Ende des Tages gehe es immer um Vertrauen. Und Vertrauen basiere auf Verständnis und das wiederum führe zu faktenbasierten Entscheiden.

Holitscher betonte überdies, dass die Künstliche Intelligenz, an den richtigen Stellen eingesetzt,  für Medienhäuser und Kommunikationsunternehmen einen Effizienzgewinn bedeuten könne. Studien belegten, dass daraus auch eine Qualitätssteigerung erfolgen könne.

Susanne Wille stimmte mit ein und machte ein Beispiel: Die SRG habe unlängst den ersten Spielfilm mit einer AI aus dem Gamingsektor co-produziert. Mit Unreal Engine 5 liessen sich in Echtzeit in einem Studio in Zürich beliebige Schauplätze der Welt erstellen. Wille befand, es sei Aufgabe eines Service-Publik-Anbieters wie der SRG, solche Technologien zu nutzen – und zwar nicht nur um das Budget zu entlasten, sondern auch für das Publikum die besten Inhalte bereitzustellen. Denn durch Unreal Engine 5 ergäben sich bei der Drehbuchentwicklung Unmengen von neuen Möglichkeiten.

Die Gamingindustrie, für sie ist AI längst nichts mehr neues, wie Cedric Schlosser auch klar machte. «Virtuelle Welten gibt es bei uns schon seit den 1970er-Jahren.» Durch die neusten Technologien habe die Gamingindustrie nun aber einen noch viel breiteren Impact auf Gesellschaft und Kultur. Trotzdem finde sie in der Politik noch kaum Beachtung, befand Schlosser. 

«Macht die Politik zu langsam vorwärts?», wollte Reto Lipp von Martin Candinas wissen. Die Politik sei dazu da, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit neue Technologien genutzt beziehungsweise der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden könnten, antwortete dieser. Dabei sei die Sicherheit aber das oberste Gebot. «Von dem her ist es mir lieber, wenn wir langsamer, Schritt für Schritt machen und dafür am Ende ein gutes Produkt hat.» Der Mitte-Nationalrat verwies etwa auf das digitale Patientendossier oder E-Voting. Beide Services werden von der Schweizerischen Post zur Verfügung gestellt. Sicheren Transport, dafür stehe die Post in der realen als auch in der digitalen Welt, erklärte Nicole Burth dazu.

Aber warum braucht es überhaupt einen digitalen Servie-Public? Nicole Burths Antwort darauf lautete wie folgt: «In der Coronapandemie haben wegen des Corona-Zertifikats alle Menschen gelernt, eine App herunterzuladen und zu bedienen.» Viele seien dabei «digital nass geworden». Aber das sei eben gerade gut. «Dann lernt man auch zu schwimmen.» Und gerade deshalb sei es wichtig, dass die Behördenservices digital würden. Denn das seien allesamt wichtige Skills für die Zukunft, die jeder und jede auch im Berufsalltag brauche, so Burth.

«Die Beteiligten zu Betroffenen machen», das ist auch ein Grundsatz, den Hans-Peter Nehmer unterstützt und in seiner täglichen Arbeit als Kommunikationschef der Allianz Suisse lebt, wie er betonte. Nehmer gab daraufhin Einblick darin, wie sich KI auch strategisch in der Kommunikation einsetzen lässt. So habe man einen Kader-Mitarbeiter etwa mittels KI auf ein Fernsehinterview vorbereitet. Dies, indem man KI mögliche Fragen des Moderators simulieren liess. «80 Prozent von dem, was die KI ausgespuckt hat, wurde tatsächlich auch im Gespräch angetönt.»

Kurzum: Der 21. Communication Summit machte deutlich, dass der zunehmende Einsatz von digitalen Technologien branchenübergreifend an Bedeutung gewinnen. Die Diskussionen zeigten darüber hinaus, dass daraus zwar neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen entstehen, dass sich mit dem Einsatz von KI aber eben so viele Chancen auftun.